Normalerweise ist der Herbst meine liebste Jahreszeit. Ich mag dieses Licht, die Morgennebel und die eigenartige Stille, die der Nebel verursacht. Als wenn er jedes Geräusch schluckt. Doch dieses Jahr will sich bei mir keine rechte Herbststimmung einstellen. Zum Einen ist meine Frau wieder schwer erkrankt und liegt im Krankenhaus. Inzwischen ist sie außer Lebensgefahr und auf dem Wege der Besserung. Das hat mich ganz schön mitgenommen. Dann kam leider wieder eine schlechte Nachricht. Frau Merkel hat wieder einmal die Wahl gewonnen.
Da möchte ich den deutschen Wählern doch entgegen schreien : "Das könnt ihr also auch nicht". Dabei hatte sie uns doch selbst vor ihrer Wahl gewarnt. Ihr kennt mich, sagte sie. Das war ja wohl Drohung genug. Na dann viel Spaß auf dem Weg in einen knallharten Kapitalismus. Nach all der Aufregung der letzten Tage muß ich mich erst mal wieder etwas beruhigen. Ich mache mir einen großen Becher Tee mit Rum und Honig und gehe durch den Garten, zu meiner Bank am Ende meines Grundstücks. Die hat mir schon über mach harte Zeit geholfen den Kopf wieder frei zu bekommen. Der Tee ist heiß und tut gut. Man riecht schon den Herbst. Es riecht nach Pilzen und frisch gepflügtem Acker. Ich glaube morgen werde ich Pilze sammeln gehen. Ich brauche noch Suppenpilze zum Trocknen. Früher kam meine Frau immer mit zum Pilze sammeln doch seit ein par Jahren kann sich nicht mehr. Allein macht es natürlich nicht so viel Spaß wie zu zweit aber ich bin nun einmal Selbstversorger. Da muß man schon alles was die Natur uns bietet mitnehmen.
Früher haben meine Frau und ich noch ein wenig Reusenfischerei in den Prielen betrieben. An die Zeit denke ich immer gerne zurück. Obwohl wir einmal dabei fast in Lebensgefahr geraten sind. Es war Anfang der 80ger Jahre. Wir hatte die ganze Woche schon gut Plattfisch gefangen. Es war schon Anfang Oktober aber das Wetter war gut, so das es eine Freude war mit dem ablaufenden Wasser ins Watt zu gehen und die Reusen zu leeren. Doch dann änderte sich das Wetter. Wir bekamen auflandigen Wind, der ständig zunahm und langsam zu einem Sturm anschwoll. Wir konnten 3 Tage nicht ins Watt. Am 4. Tag ließ der Sturm etwas nach und wir wollten es riskieren zu den Reusen zu gehen. Da der Wind immer noch stark blies, lief das Wasser gar nicht richtig ab. Wir kannten aber das Watt so gut, das wir uns im knietiefen Wasser auf dem Weg machten. Auf Umwegen und zum Teil durch hüfthohes Wasser erreichten wir die Reusen. Es war höchste Zeit, denn die Fische Sterben nach einiger Zeit in den Reusen. Es war für jeden eine große Kiepe Fisch. Wir waren nun gut 3 Stunden im Watt aber das Wasser wollte nicht richtig ablaufen. Auch waren keine Geräusche vom Land zu hören. Als ich mich umsah, sah ich auch warum. Es war Seenebel aufgezogen und vom Land war nichts mehr zu sehen.
Meine Frau war blaß und sagte nichts mehr, was bei ihr schon was heißen will. Einen Kompaß hatten wir nie dabei und so mußten wir erst einmal sehen in welche Richtung wir gehen müssen. In gut 2 Stunden würde das Wasser wieder auflaufen. Wir waren aber auch nur 2,5 Km vom Land entfernt. Ich wußte, das ich die Reuse immer von Ost nach West ausgelegt habe. Die Öffnung zum Strand. Die Wellung des Wattbodens läuft hier immer parallel zum Strand. Das half uns bei der Orientierung. Das Wasser kam wegen des immer noch starken Windes früher und trieb uns vor sich her. Leider senkt sich das Watt in unmittelbarer Strandnähe wieder so das wir durch schon brusthohes Wasser bei sehr starker Strömung gehen mußten. Wir waren kaputt, als wir den Strand erreicht hatten. Das war knapp und wir haben es auch nur geschafft, weil wir hier jeden Quadratmeter Watt kennen. Der Tee ist inzwischen getrunken und ich bekomme etwas Hunger. Ich habe heute Nachmittag eine große Schüssel Tomaten gepflückt. Ein Tomatenbrot ist jetzt genau das Richtige. Danach werde ich noch mal ins Krankenhaus zu meiner Frau fahren. Sie fehlt mir.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.