Solange man mich nicht in der dritten Person anspricht, ist es mir beinahe egal, ob ich geduzt oder gesiezt werde.
Ich habe meinen Mann, als er mich durch permanentes Besserwissen geärgert hat mal einen ganzen Tag lang im Pluralis majestatis angesprochen. Erst hat er sich noch irgendwie geschmeichelt gefühlt, am Abend war er allerdings mürbe.
Ich denke, dass wir es in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr nötig haben, Distanz oder Respekt über Du oder Sie auszudrücken. Daher reicht es mir auch völlig, wenn man mich mit einem schlichten Du (Gottkaiserimperatorin) anspricht, wie auch ich selber überwiegend duze.
Gerade ein Blick über die Teiche verrät uns, dass andere Länder damit offenbar auch kein Problem haben, Freunde und Vorgesetzte sowie ungemochte Leute gleichermaßen anzusprechen, ohne die Person dabei zu brüskieren.
Wenn ich ein Adelsspross der Jahrhundertwede wäre, würde ich es vermutlich für das normalste auf der Welt halten, meine Eltern zu siezen. Leider stellen sich mir aus einer Malocherfamiliendynastie stammenden Frau des mittlerweile 21. Jh., derlei Fragen nicht mehr.
Wenn ich jedoch sehe, dass sich die noch ungeborene Frucht meines Leibes wider aufrichtiger Bestrebungen meinerseits zu einem ausgemachten Arschloch entwickelt, bin ich möglicherweise in 16 Jahren geneigt auf ein Sie zu insistieren.