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Manfred57

spankender Untoter

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Freitag, 20. Dezember 2019, 19:22

Traurige Weihnachten

Nun ist es nicht mehr zu übersehen. Wenn ich durch den Ort gehe strahlt die Weihnachtsbeleuchtung mit den Kindern um die Wette. Nun ist es dunkel und die Kinder verschwinden so nach und nach von der Straße. Man sieht eigentlich nur noch hetzende Menschen. Einige sogar extrem übel gelaunt. Ich gehe zum Glühweinstand um das zu probieren was die da als Glühwein verkaufen. Das Zeug schmeckt widerlich. Sonst habe ich die Vorweihnachtszeit immer genossen. Ich mochte Weihnachten. Es war für mich immer der Höhepunkt des Jahres. Die letzten Jahre haben meine Frau und ich den Heiligen Abend immer alleine begangen. In Ruhe und mit viel Liebe. Seit sie tot ist, warte ich darauf, das es möglichst schnell vorbei geht. Worauf sollte ich mich auch freuen. Natürlich werde ich am zweiten Weihnachtstag zu meiner Tochter gehen. Dort versammelt sich wie in den letzten Jahren immer die Familie zum gemeinsamen Essen. Den heiligen Abend will ich alleine mit dem Bild meiner Frau zu Hause verbringen. Ich muss erst mal wieder ins Leben zurück finden.
Langsam schlendere ich durch die Koogstraße, unsere Einkaufsmeile. Die Schaufenster sind alle erleuchtet. Der Modellbahnclub hat wie schon ein par mal vorher kleine Modellbahnanlagen in die Schaufenster gestellt. Ich war selbst über zehn Jahre mitglied im MEC und habe auch eine kleine Anlage in unserem Geschäft ausgestellt. Eigentlich sollte ich nach Hause gehen aber dort die Wände anstarren bringt auch nichts. Im Fenster unseres Optikers steht ein altes Holzpferd. Genau so eins habe ich als Kind auch gehabt. Ich weiss es noch als wäre es Gestern erst geschehen. Ich glaube ich war gerade drei Jahre alt. Es war der Heilige Abend. Unter dem Weihnachtsbaum stand ein Holzpferd. Ein Schimmel. Mit rotem Zaumzeug, braunem Sattel und einem schwarz glänzenden Schweif. Mir kamen die Tränen vor Freude und ich spielte den ganzen Abend damit. Als ich zu Bett musste, nahm ich es mit und stellte es ans Bett. Das Pferd und ich waren mindestens ein halbes Jahr unzertrennlich. Doch als Kind lässt auch die gröste Liebe relativ schnell nach. Auch hatte es inzwischen ein gebrochenes Bein und der Schweif war verschwunden. Es stand nur noch in der Ecke und ich bemerkte nicht das es plötzlich verschwunden war. Am nächsten Weihnachten staunte ich nicht schlecht als unter dem Tannenbaum wieder ein Holzpferd stand. Ein Rappe mit goldenem Zaumzeug und gelben Sattel. Irgentwann hatte es sich ein Bein gebrochen. Die geleimte Stelle war noch gut zu erkennen. Der Schweif war Hanffarben und fühlte sich auch wie Hanf an. Ich glaubte eine Ähnlichkeit mit meinem verschwundenen Pferd vom letzten Jahr zu erkennen, aber ich liebte es und es war mir auch nicht wichtig.
Dem Pferd ergeing es wie seinem Vorgänger und es verschwand irgentwann wieder ganz Plötzlich. Der Nächste Heilige Abend kam und wieder stand ein Holzpferd unter dem Tannenbaum. Braun mit schwarzen Zaumzeug und grünem Sattel. Es roch nach frischer Farbe. Der Schweif war ein Stück Tampen und ein Bein sah doch wie ein Stück vom Besenstiel aus. Dieses mal ging das ganze Jahr nichts mehr kaputt weil ich schon vernünftiger damit umgehen konnte. Ich liebte es und hielt es viele Jahre in Ehren. Erst als ich zuhause auszog, kam es in den Keller und veschand irgentwann für immer. Es war für mich viele Jahre das beste Pferd der Welt. Warscheinlich habe ich deshalb auch Hufschmied gelernt. Ich betrachtete das Holzpferd noch lange und es war mir als öffnetete sich in meinem Herzen ein kleines Türchen und lies trotz meiner Trauer einen kleinen Lichtstrahl hinein. Ich fühlte mich etwas leichter und beschloss nach Hause zu fahren. Ich werde den Kamin anmachen und vieleicht schmeckt mir derTeepunsch, den ich immer so geliebt habe wieder.
Euch wünsche ich ein ruhiges und gesegnetes Weihnachten im Kreise eurer Lieben.
Alles Liebe von Manfred.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.