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D'Artagnan

(k)einer für Alle

  • »D'Artagnan« ist männlich
  • »D'Artagnan« ist der Autor dieses Themas

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1

Mittwoch, 28. April 2021, 18:25

Nostalgie ist das Exil der Gegenwart

oder...
was früher definitiv nicht besser war.


Angeregt durch das Thema „ was früher alles besser war", ein paar weiterführende oder contraire Gedanken dazu.

Der Mensch ist ein komisches Wesen, rückblickend behalten wir das Schöne in Erinnerung und verdrängen gern das Unschöne oder Hässliche, das ist natürlich gut so und schützt uns und unsere Psyche.
Vorausschauend glauben wir aber selten dass alles gut wird, und sorgen uns vor Ereignissen die zumeist gar nicht eintreten.

Rückblickend fallen mir nur drei wesentliche Punkte ein, die früher definitiv besser waren:
Es gab kein Corona und keine AFD (ich denke diese Seuchen darf man in einem Atemzug erwähnen) und ich hatte noch mehr Lebensweg vor als hinter mir.

Unabhängig davon geht es mir heute nicht schlechter (im Gegenteil) und ich finde auch dass sich meine Umwelt im Wesentlichen nicht negativ verändert hat.

Sicher war es eine geile Zeit in den Achzigern erwachsen zu werden, aber das geilste daran war doch (ich rede jetzt mal von meiner Generation) unsere Jugend. Unsere Eltern fanden die späten Fünfziger oder Sechziger vielleicht nicht geil aber schön denn, da waren sie die Jungen.

Was darauf folgte war das Jahrzehnt des linken und brutalen Terrors der RAF und ihren Mitläufern. Auf dessen heißen Herbst folgte in den Achtzigern der kalte Krieg.

Vergessen tun wir heute dass in dieser Zeit das Wettrüsten die Angst vor einem Atomkrieg schürte, unsere Bäche und Flüsse durch die Industrie in Kloaken verwandelt wurden und der saure Regen das Waldsterben auslöste. Die Städte wurden für das wachsende Verkehrsaufkommen optimiert, Radwege Fehlanzeige, Fußgängerzonen Mangelware.

Die Reisefreiheit in Europa wurde durch den eisernen Vorhang eingeschränkt und Verwandtschaften durch die innerdeutsche Grenze getrennt, wir hatten die Wehrpflicht, die 42 Stunden Woche und Samstags (ok das war in den Siebzigern) noch Schule.
Wir hatten die beiden Golfkriege und die sowjetische Invasion in Afghanistan gefolgt von den Kriegen vor unserer Haustür auf dem Balkan.

Natürlich lässt sich auch von der Gegenwart solch eine Negativliste erstellen, Corona, rechter Terror, Kriege, Unterdrückung,... ich wollte nur gern teilen, was mir durch den Kopf ging, als ich die rosa Brille für den Rückblick auf die „geile Zeit" (erste Freundin, erster Sex, erstes Auto, erste Spankingerfahrung... ) ausgezogen habe.

Früher war Einiges besser und auch heute ist Vieles gut.
Mehr,nicht nur über Spanking unter www.vanillaandspicy.blogspot.com

Gabriel

bEngel

  • »Gabriel« ist männlich

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2

Mittwoch, 28. April 2021, 18:34

In "was früher besser war" wird auch viel indivudell persönliches gelistet.

Hier hast Du natürlich recht, in Bezug auf die weitergefassten politischen und ökologisch-ökonomischen Themen.

Wenn ich es wieder auf eine eigene, persönliche PErspektive zurückführe, was "früher definitiv nicht besser" war, dann ist es die Freiheit in der persönlichen Orientierung, das freie Ausleben von sexueller Identität und auch von Fetisch. Das war so nicht möglich, weil nicht anerkannt und massiv unterdrückt bis verfolgt. Als Jugnedlicher jener Jahre, war das nicht einfach und da kuckt man manchmal ein wenig "neidisch" auf die Möglichkeiten heutiger Jugendlicher ...

Lilli

...fee Nestflüchtling

  • »Lilli« ist weiblich

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3

Mittwoch, 28. April 2021, 18:44

ich wollte nur gern teilen, was mir durch den Kopf ging, als ich die rosa Brille



Das war ja auch nur eine Facette..mit rosaroter Brille hat das nichts zu tun in meiner Wahrnehmung. ^^
Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre der Brief kürzer geworden.
(Goethe oder Twain, man weiß es nicht)

Horst

Wellness-Spanker

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4

Mittwoch, 28. April 2021, 19:24

Gustav Knuth wird zugeschrieben:
Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich eine miserable Gegenwart in eine gute alte Zeit verwandelt.

Horst
Komm Du Schöne, komm in den Garten mit den schwarzen Rosen.

5

Mittwoch, 28. April 2021, 21:02



miri

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6

Mittwoch, 28. April 2021, 21:30

irgendjemand hatte vor einiger zeit ein buch hier eingestellt, wo ganz viele solche positive entwicklungen dargestellt waren. ich weiß leider nicht mehr, in welchem thread und wie es hieß, aber das war wirklich ermutigend...
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein

7

Mittwoch, 28. April 2021, 23:00










Fakten statt Moralisieren.


T.

Sato

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8

Donnerstag, 29. April 2021, 06:49

Das war ich, miri... Das Buch ist eine Spiegel Serie, es kommt in Abständen immer neu raus mit neuen Fakten

Früher war alles schlechter

Die sind voller Graphiken und Fakten wie T. oben in kleinen Teilen vorstellen. Die ersten Bücher gibt es sogar als PDF im net for free

Man hat mit Studien nachgewiesen, dass die augenblickliche Situation die Erinnerung verzerrt, und zwar derart, dass, wenn es einem gut geht, erinnert man sich auch positiver an die Vergangenheit und verce vice, geht es einem schlecht, sucht und "erinnert" man eher negativ. Natürlich gibt es auch Fälle, wo es anders rum läuft.

Wobei man nachweisen konnte, dass erwiesene Fakten verzerrt werden, bzw überhaupt nicht stimmen. So erinnerten Langzeit begleitete Eltern sich nicht mehr, das ihre Kids ADHS hatten, obwohl sie sich damals ständig darüber beklagt hatten. Andere erinnern sich negativer an ihre Eltern, als es wirklich war.
SM ist, wenn man trotzdem lacht

"In der Liebe versinken und verlieren sich alle Widersprüche des Lebens. Nur in der Liebe sind Einheit und Zweiheit nicht in Widerstreit."

Rabindranath Tagore

Badguy

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9

Donnerstag, 29. April 2021, 07:31

Vielleicht wird die Gegenwart auch manchmal negativer wahrgenommen als sie tatsächlich ist.

Meine Tochter wurde mit 7 Monaten in einer Notoperation mit Kaiserschnitt auf die Welt geholt und kam dann auf die Intensivstation der Kinderklinik. Man wusste damals nicht, ob die Sauerstoffversorgung im Mutterleib noch ausreichend gewesen war. Das waren damals schwere Zeiten für mich bzw für uns. Aber es ist alles gut gegangen und meine Tochter hat sich zu einem prächtigen Menschen entwickelt.

Heute weiß ich natürlich immer noch, wie ich damals gefühlt habe, aber die glücklichen Aspekte dieser Tage überstrahlen das Negative. Ganz bewusst übrigens.
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Frechdacs

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10

Donnerstag, 29. April 2021, 09:37

Die "früher war alles besser" Schnellsager sind hauptsächlich Leute, die nicht über die Vergangenheit reflektieren wollen.
Meine Eltern waren solche Leute. Bei denen war früher alles besser und vor allem leichter. Meist dann auch in einem Topf geworfen mit, "es war viel schöner als ihr noch alle klein ward", was häufig von einem Soul crashing, "da brauchte man euch nur was auf den Arsch hauen und alles war wieder in Ordnung".

Doch der herbste und liebste Spruch meines Vaters war immer, "bei Adolf war alles besser", was mich dumme Kuh immer dazu gebracht hat mich mit ihm zu streiten. Unnötig zu erwähnen, dass diese Streitgespräche nie das erwünschte Resultat meinerseits brachten.

Also bei mir stellen sich automatisch die Nackenhaare auf, wenn ich den Spruch, "Früher war alles besser" höre.

Badguy

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11

Donnerstag, 29. April 2021, 10:09

Also wenn man eine tragische oder suboptimale Kindheit hatte, dann ist doch im Vergleich zur Gegenwart nix besser oder schlechter. Man hat nur eine, und die war wie sie war. Heute ist man bestenfalls selbst Eltern und hat aus seinen Erfahrungen als Kind was für den Umgang mit seinen Kinder mitgenommen. So kann man was besser machen als man es selbst erleben musste. Aber deswegen war ja früher nicht besser oder schlechter als heute.

Meine Kindheit war gut, mit Eltern die zwar nicht ganz unstreng waren, aber einem immer das Gefühl gaben, zu einem zu stehen. Man konnte sich auf sie verlassen. Aber deswegen ist ja früher nicht besser als heute, weil es eben keinen Vergleich gibt.
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Keep it simple !
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12

Donnerstag, 29. April 2021, 11:07

Ist die Nostalgie ein Exil der Vergangenheit? Ja, dass mag durchaus zutreffen, wenn ich in dieses Exil gehe. Die Nostalgie kann aber auch helfen, wenn ich sie für mich als Erdung sehe.

Unsere Welt ist wirklich sehr hektisch geworden. Dies hat mit dem Verkehr zu tun, der uns immer globaler reisen lässt. Es hat mit der Technik zu tun, die uns nicht nur mobiler, sondern auch 24/7 erreichbar werden lässt. Es hat mit den Medien zu tun, die immer umfassender und schneller informieren.

Wo wir vor Kurzem noch am Lagerfeuer saßen und unser Essen mit einer Keule erlegten, sind wir ständig neuen Informationen durch das Internet ausgesetzt. Und durch die Flut erleben wir oft, dass wir oft nicht mehr die Muße haben, uns mit dem Wahrheitsgehalt dessen zu befassen. Wir nehmen immer mehr die Informationen nach dem Motto auf, was in unserem Weltbild passt. Oft wollen wir nicht mehr miteinander reden. Wir wollen uns nur noch gegenseitig überzeugen!

War früher alles besser? Nein! War früher alles schlechter? Nein? Und ist alles schlecht, was ich als schlecht wahrnehme? Nein! Und ist alles gut, was ich als gut wahrnehme? Nein.

Diese Fragen kann und sollte ich nur für mich beantworten und dann auch so kommunizieren.

Ich denke aber auch, dass es gerade mein Empfinden in der Gegenwart ist, das mein Empfinden zur Vergangenheit beeinflusst. Zum Beispiel ist es oft die Hektik im Leben, die mich nervt. Und so empfinde ich die Momente, wo ich in der Vergangenheit eher Muße erlebt habe, weil ich warten musste, plötzlich als gut.

Ich hatte früher schöne Momente, die ich gut finde. Aber ich habe auch eine Vergangenheit, weshalb ich viele Momente der Vergangenheit nicht als gut empfinden kann. :kaffee:
Toleranz funktioniert nicht! ...
Toleranz möchte das Anderssein des anderen überwinden,
und nicht das Problem, was Menschen mit dem Anderssein des anderen Menschen haben.

Johannes Kram (Autor, Blogger und Marketingstratege)
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"Als ich beim Militär war, gaben sie mir einen Orden, weil ich zwei Männer tötete,
und entließen mich, weil ich einen liebte."

Grabinschrift von Leonard Matlovich (1943-1988)