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der nordländer

Das Beste am Norden

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1

Montag, 3. September 2007, 21:21

So gerne jemand anders...

„Du wärst so gern jemand anders, Hauptsache irgendwer...“Diese Textzeile von Farin Urlaub aus dem Song „Porzellan“ hat mich drauf gebracht.

Wer hat das irgendwann nicht schon einmal verspürt, gerade dann, wenn s einem mal besonders schlecht ging.

Früher in der Schule, da ging es mir oft so. Ich war immer sehr verschlossen, hab nicht viel gesagt, ich war weder cool, noch evil, nur unscheinbar, ruhig und verträumt! Nur solche Kinder sind eben auch nicht angesagt, damals wie heute. Natürlich hab ich dann immer auf die angesagten Jungs geguckt, neidisch, alles scharte sich um sie und du stehst wieder alleine auf dem Schulhof. Oder wirst sogar noch verspottet, wegen deiner „falschen Einstellung“, oder wegen „falschen Klamotten“...Frust macht sich breit!

In solchen Momenten wollte ich immer jemand anderes sein, einer von den angesagten, von den coolen Typen, für die sich jede Sau interessiert. Auch in späteren Schuljahren ging es mir oft so, mit mir und meinen eigenen Gedanken zu beschäftigen, aber damit grenzt man sich auch immer mehr ab!

Also weiter Träumen, davon so besonders gut auszusehen wie der Andere, so cool und so smart zu sein, wie der da vorne, man das wär’s. So zu sein wie der, dem die hübschesten Mädchen nach laufen, das würde mir auch gut stehen. ’n Mofa hat der auch noch...und diese rebellischen Antworten in der Schulstunde, die würdest du dich auch gerne mal trauen.

Ja, dann kam der Zeitpunkt, Jahre später, als man den einen oder anderen mal wieder sah....*lach* So cool und so smart waren die auf einmal gar nicht mehr. Ich begann mich zu fragen, ob sie es jemals waren! Welcher Teufel hatte mich eigentlich geritten, dass ich diesem spießigen, schleimigen, fetten Typen jemals nacheifern wollte. Ich habe dann auch gelernt, dass die hübschesten Mädchen auch nicht so unbedingt die beste Wahl gewesen wären!

Ich bin mir durch die Jahre treu geblieben, dass war nicht immer einfach und hat mich in früheren Jahren so manche Träne gekostet. Ich bin froh, dass ich nicht zu diesen geklont coolen Typen gehört habe!
Älter werden bedeutet für mich nicht unbedingt zu wissen was ich will.
Ich weiß aber immer mehr was ich auf keinen Fall mehr will!

tiffany

glückliches Huhn

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2

Montag, 3. September 2007, 21:40

Oh ja, ich kann es gut nachvollziehen. Ich war einst ein schüchternes, ruhiges Mädchen. Wie gerne wäre ich draufgängerisch gewesen, hätte fiese Streiche ausgehäckt, schlagfertige Antworten gegeben, Aber nein, meine Rolle war fast vorgegeben. Kleine, brave, adrett gekleidete Maus. Still und höflich. *knicks mach*
Meine Großeltern ließen mich eher noch "wild" sein, meine Eltern war gutes Benehmen wichtig, nicht aufzufallen :(

Bei einem sehr viel später stattgefundenen Klassentreffen waren die ehemals größten Rüpel - männlich wie weiblich - plötzlich gesetzte, fast biedere Famiienmütter/väter. Das war schon eine ernüchternde Feststellung. Sicher, aufgrund meiner durchaus liebevollen, aber sehr behüteten Erziehung brauchte ich a bisserl länger, um voll aufzudrehen, mein eigenes ICH rauszulassen.

Heute, mit immerhin 48 Jahren lache ich manchmal zusammen mit meinem Sohn darüber, wie ich in ordentlichen Bahnen erzogen werden sollte. Er durfte sich (bis auf kleine Grenzen) durchaus frei entfalten.

Und ja, auch ich bin mittlerweile froh, dass ich mich ganz alleine zu der selbstbewußten Frau entwickeln konnte - ohne irgendwelcher, ehemaliger, supertollen Vorbilder.

Aus eigener Kraft geschafft - das macht einen hin und wieder durchaus stolz.
Ich sollte mir die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhls zulegen,
der muss ja auch mit jedem Arsch klar kommen! (unbekannt)

flagfan

unregistriert

3

Dienstag, 4. September 2007, 14:22

@Tiffany,

da kannst du auch stolz drauf sein, das du es aus eigener Kraft geschaft hast, zu deinem Selbstbewustsein zu kommen.
Denn ohne ein solches Selbstbewußtsein kann man auch nicht passiv spanken.
Ich auf jedenfall bewundere deine Kraft, sich den Dingen, sowie Anfeindungen zu stellen. Ist ja zur Zeit sehr anschaulich zu beobachten.
Mach weiter so.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »flagfan« (5. September 2007, 11:00)


tiffany

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4

Dienstag, 4. September 2007, 18:09

Du bist wirklich ein guter Freund und auch Zuhörer für mich geworden. :blume: Dafür danke ich Dir herzlich.
Ich sollte mir die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhls zulegen,
der muss ja auch mit jedem Arsch klar kommen! (unbekannt)

der nordländer

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5

Samstag, 16. Februar 2008, 11:53

RE: So gerne jemand anders...

Neulich musste ich wieder daran denken...als ich so zwischen 10 und 14 war hatte ich einen guten Freund, mit dem habe ich so manches unternommen, „Pferde stehlen“ nennt man das glaube ich...!? Ja und ich wollte immer so sein wie er! Alles an ihm hatte mich fasziniert und ich war felsenfest davon überzeugt, dass es mir so viel besser gehen würde, wenn ich wie er wäre! Folglich hatte ich vieles von ihm übernommen, was letztlich so gar nicht zu mir passen wollte!

Jetzt habe ich ihn mal wieder gesehen...und was soll ich sagen...ich bin so froh das ich nicht er bin! Als diese Mischung aus Lukas Podolski und Zlatko Trpkovski vor mir stand...ja da musste ich schon drüber schmunzeln wie naiv ich das früher gesehen habe! Ich bin schon sehr froh, dass ich ich bin!
Älter werden bedeutet für mich nicht unbedingt zu wissen was ich will.
Ich weiß aber immer mehr was ich auf keinen Fall mehr will!

miri

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6

Samstag, 16. Februar 2008, 19:18

ich wollte als kind immer ein junge sein und glaube auch, dass das etwas mit meiner neigung zu tun hatte. irgendwie konnten jungs sich leichter mal was hinten drauf verdienen, so schien es mir(i).

in der pubität habe ich dann die reize des weiblich-seins entdeckt. so schön konnte man die jungs reizen und provozieren. an klapsen und hieben hat es irgendwie nie gemangelt, die welt war wieder in ordnung ;)
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein

avenzia

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7

Sonntag, 17. Februar 2008, 11:13

Mir ging es ganz genau wie Nordi es in seinem Eingangsposting beschreibt.
Es gab mir einen Stich in den Magen beim Lesen.

8

Sonntag, 17. Februar 2008, 12:37

Mir ging es ähnlich wie miri. Für mich war irgendwie klar: "Wenn ich groß bin werd ich ein Junge." Habe mir oft die Haare selber kurz geschnitten, mich geweigert Röcke anzuziehen usw., es ging sogar so weit, dass ich häufig auf Spielplätze in anderen Stadtteilen ging um mich dort als Junge vorzustellen. Ich sah auch wirklich aus wie ein Bengel, meine Erziehungsberechtigten haben es oft erleben müssen zu hören: "Wie heißt der Kleine denn?" Oder noch schlimmer: "Geht der Junge zum Karneval als Mädchen, wie süß mit dem Röckchen..."

Ich hatte wirklich das Gefühl im falschen Körper zu stecken, allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass das mit meiner Neigung zu tun haben könnte. Erst in der Adoleszenz kam meine weibliche Seite zum Vorschein. Mittlerweile seh ich mich als androgyn an, mal schlägt die weibliche Seite mehr durch (besonders wenn ich passiv spiele), mal die männliche.

Meine Güte, ich bin wirklich rundum Switch, das wird mir immer nur so wirklich bewußt wenn ich drüber schreibe, sonst nehm ich das nicht so wahr, ich lebe einfach damit. Ich bin aktiv und passiv, hetero und homo, männlich und weiblich. Dass ich in einem weiblichen Körper stecke kann ich mittlerweile ganz gut akzeptieren, ausser einmal im Monat...