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ottilie

"durchorganisierte Chaotin"

  • »ottilie« ist weiblich
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1

Samstag, 31. Juli 2010, 11:25

Eigene Grenzen ... kleine Erfolge

Meine letzten Wochen, v.a. aber die letzten beiden Tage haben mich viel meiner Kraft und Nerven gekostet.
In Anlehnung an den Beitrag zur "Pinguintheorie" habe ich mir nun überlegt, was ich an Grenzen erreicht habe, aber auch, welche Erfolge ich erziel(t)e.

Wie einige wissen, arbeite ich u.a. in der Betreuung von Kindern ohne und mit geistiger Behinderung. Jeden Tag z.T. neue Kinder und andere Mitarbeiter, so dass man sich neu arrangieren muss. Nun gibt es da Kinder, die trotz ihrer Behinderung einfach zum Knuddeln sind ... und andere, die durch ihr herausforderndes Verhalten einen zum Schreien bringen könnten (was ich aber zum Beispiel nie in der Situation tue, aber manchmal echt möchte).
Für mich immer wieder spannend, aber auch anstrengend zu sehen, wie "meine" Betreuer mit solch schwierigen Situationen umgehen.

Manchmal habe ich den Eindruck, man wälzt Probleme gern ab ... statt sich ihnen zu stellen. Klar würde ich das auch gern mal tun, wenn ich mit einem "lieben" Kind in dem Moment ein Buch lese oder ein anderes füttere. Aber von mir wird verlangt (oder verlange ich es nur von mir???), in kritischen Situationen helfend einzuschreiten.
Nach nur 2 Tagen Betreuung bin ich gestern abend daher so erschöpft gewesen, dass es mir vor weiteren 6 Wochen etwas bangt. Zumal die anderen Betreuer nach Dienstende nach Hause gehen ... und ich an den Schreibtisch. Meine (Arbeits)Tage sind so zum Teil 15-16 Stunden lang.

Nun aber zurück zu meiner Frage an euch:
Geht ihr öfter an eure Grenzen? Oder umschifft ihr das gekonnt?
Seid ihr hin und wieder dann doch erstaunt, zu was ihr fähig seid und welche Erfolge ihr erzielt?
Ein Lächeln ist ein Licht im Fenster der Seele,
ein Zeichen dafür, dass das Herz zu Hause ist.

Obiwan

Examinierter Wellness Spanker

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2

Samstag, 31. Juli 2010, 12:36

Ich denke, daß es nicht einfach ist, die eigenen Grenzen zu kennen. Manche Menschen - dazu gehör ich - merken recht schnell, wenn sie an ihre Grenzen kommen. Das ist einerseits lästig, andererseits aber auch gut so. Denn viele merken es erst spät, z. B. wenn sie mit einem Herzinfarkt auf der Intensivstation wieder aufwachen - ist gerade einem Bekannten von mir, der nur zwei Jahre älter ist als ich, passiert.

Auf jede (Über)anstrengung sollte auch eine Erholungsphase folgen. Sonst läuft man Gefahr, daß die Belastung auf die physische Ebene durchschlägt. Natürlich kommt man oft nicht umhin, das eigene Wohl zu Gunsten der Arbeit zu vernachlässigen. Ich habe das auch erst im Lauf der Jahre lernen müssen und es gelingt mir trotzdem auch heute noch nicht immer, zur rechten Zeit einen Punkt zu machen.

Das sollte aber nicht zu weit gehen, sonst fordert die Gesundheit ihr Recht, ganz ohne Rücksicht darauf, ob der Zeitpunkt nun günstig ist.



Wenn ich mir anmaßen darf, dir einen Rat zu geben - 15 bis 16 Stunden pro Tag sind zu viel !!



Versuch dir Freiräume zu schaffen und mach dir klar, daß du dir auch mal was gönnen darfst / mußt.



LG

Obi :sonne:
Unser Oasenmitglied Obiwan (*22.02.1967) ist am 12.02.2016 verstorben.
Das Oasenteam

3

Samstag, 31. Juli 2010, 12:40

Geht ihr öfter an eure Grenzen?
Ich bin ein absoluter Grenzgänger. Sei es nun im Alltag, oder früher auf der Rennstrecke. Es ist wichtig zu wissen, wie weit man gehen kann. Natürlich werden dabei auch Grenzen überschritten, dann tut es eben weh, oder / und kostet es richtig Geld.

Letztendlich bringt es Sicherheit, man kann besser einschätzen, in welchem Rahmen man sich bewegen kann.

Allerdings darf es kein Dauerzustand sein, daran zerbricht man mit Sicherheit.

Nach mehreren Stresstagen muss man dann auch mal sagen können, dass in der Folge auch mal nach 3-4 Std. Schluss ist.

Wenn es erforderlich ist, muss man alles geben, dies sehe ich jedenfalls so.

ottilie

"durchorganisierte Chaotin"

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4

Samstag, 31. Juli 2010, 13:26

Wenn ich mir anmaßen darf, dir einen Rat zu geben - 15 bis 16 Stunden pro Tag sind zu viel !!
Versuch dir Freiräume zu schaffen und mach dir klar, daß du dir auch mal was gönnen darfst / mußt.


Das versuche ich, ja ... indem ich mir zum Beispiel verbiete, am WE ins Büro zu fahren. Lieber mache ich was von zu Hause aus und dann auch nur "kreative" Sachen. Oder ich "gönne" mir Berlin - die Grillparty nächste Woche und zwischendrin 2 Tage Büro-frei, wenn ich in der Betreuung vertreten werden kann. Aber ansonsten kann ich wenig tun, denn der Sommer ist bei uns absolute Hochsaison und auch meine Kolleginnen laufen am Anschlag.
Da erfahren wir alle unsere Grenzen.
Ein Lächeln ist ein Licht im Fenster der Seele,
ein Zeichen dafür, dass das Herz zu Hause ist.

Centaurion

unregistriert

5

Samstag, 31. Juli 2010, 18:37

Wenn man etwas gerne macht, einem die Arbeit Spass macht, ist es deutlich einfacher, an die Grenzen zu gehen und die dann teilweise auch zu überschreiten. Ich erlebs selbst grade. Das schönste dabei: Es wird gewertschätzt und nicht einfach nur "erwartet".

Zudem kommt auch ein gewisser Ehrgeiz und der Drang, Ziele zu erreichen. Alles bunt gemischt, lässt einem dann auch mal vergessen, dass man auch noch ein Privatleben hat. Dieser Zustand kann lange gut gehen, in einigen Fällen meldet sich dann aber der Körper mit einem Burnout oder Burn-in. Ab da wirds kritisch. (Ebenfalls erlebt).

Irgendwo sollte das Zwischending gefunden werden, dass man am Schluss zu sich selber sagen kann, heute warst erfolgreich, hast die Sachen erledigt, die du wolltest und bist dennoch Teilnehmer am Privatleben. Wird Traum- oder Wunschzustand sein und bleiben... aber man kann ja danach streben...

Otti, ich weiß wie sehr Du Dich reinhängst. Ich hoffe für Dich, dass dies positive Reaktionen hervorruft und nicht hintertürlige Kritik sich breit macht. Sei einfach Dich selbst. Versuche nicht andern (Chefs, andere Kollegen) was zu beweisen. Wenns Dir Freude und Spaß macht, ist alles ok. Hol Dir aber auch die positiven Rückmeldungen ab. Mir sagte mal einer vor langer Zeit aus der Führungsetage: Tue gutes, und berichte darüber.
Dieser Ausspruch hat was.

Du wirst es schon richten, Otti ;)

Centi - :ballon:

bittersuess

unregistriert

6

Samstag, 31. Juli 2010, 19:01

Ich muss immer "fröhlich" am Abhang herum turnen, manchmal auch einen Schritt weiter.


Genauso verhält es sich mit realen Hürden, Anlauf, drei mal voll mit dem Kopf vor die Wand und dann doch irgendwie durch :D

Größte Hürde sich nicht immer alles zu Herzen nehmen und von dem Tripp runter kommen alles schaffen zu müssen und vor allem auch mal stolz auf mich selber sein.
Das habe ich allerdings auch erst bei bigOsser gelernt, der das was ich leiste auch von sich aus würdigt, sei es Haushalt oder Kindererziehung.

Beerchen

unregistriert

7

Samstag, 31. Juli 2010, 21:17

Ottilie, ich bin zwei Schritte weiter: ;)

1. . mit Perfektion und mit aus vollem Herzen kommenden Einsatz auf sozialer Ebene ausgebrannt und

2. inzwischen LEBE ich ! ( und dazu gehört vieles, auch DIES hier im Forum)

ich dachte immer, ich muß alles schaffen, und ich kann auch alles schaffen, es geht nicht ohne mich,...............jo und fast wäre es völlig ohne mich gelaufen!! Und ich lebe verdammt gerne!!!

und es hätte auch gefunzt, ohne mich , nur hätte ich die Radieschen von unten angesehen. Ne danke nie wieder so krank und daneben!!

Bin mit ärztlicher Hilfe, meiner Familie und mit guten Freunden wieder auf die Beine gekommen. Anders als vorher und vieeeeeeeeeeeeeeeeeeelllll besser!!!
viel schwächer!!! :liegestuhl:

Du bist der Fachmensch für dich selber! Du wirst deine eigene Lösung finden!

Night Falcon

unregistriert

8

Sonntag, 1. August 2010, 00:33

...
Geht ihr öfter an eure Grenzen? Oder umschifft ihr das gekonnt?
Seid ihr hin und wieder dann doch erstaunt, zu was ihr fähig seid und welche Erfolge ihr erzielt?
Ja. Grenzen auszutesten, zu probieren, was passiert, wenn ich sie überschreite und dann erst festzulegen, welche Grenze Sinn macht und welche vielleicht nur in meinem Kopf existierte - und mich unnötig eingschränkt hat - ist meine Art damit umzugehen. Erst dann kann ich sicher sagen "Diese Grenze macht Sinn" oder "Hier habe ich mich selbst unnötig eingeschränkt".

Ich hatte z.B. neulich einen sehr anstrengenden Kunden, der mich mehr als einmal an den Punkt getrieben hat, an dem ich das Projekt am Liebsten hingeschmissen hätte. Ich habe die Zähne zusammengebissen und mein Ziel (in diesem Fall eine teuere Kamera, die ich mir sonst nicht hätte leisten können) strikt im Auge behalten.

Und vor allem: Ich habe dem Kunden mehrfach klargestellt, was MEINE Ziele in diesem Projekt sind - nämlich:

- damit Geld zu verdienen. (für die besagte Kamera)
- das Projekt zu einem angemessenen Abschlußtermin fertig zu stellen - ob aus seiner Sicht perfekt oder nicht.

Und dies dann auch durchgezogen: Offizieller Projektabschluß, Rechnungsstellung, usw. - frontal gegen die Eigenwilligkeiten dieses Kunden, die das noch monatelang verzögert hätten.

Länger hätte ich ehrlich gesagt nicht durchgehalten - der Typ war dabei mich völlig mürbe zu machen.

Ich staune manchmal über mich selbst - aber es bringt mir sehr viel, Grenzen, die wohl oft nur in meinem Kopf existieren, zu überschreiten.

Und es war mir wichtig, auch innerhalb des Projektes Rücksicht auf meine Ressourcen zu nehmen - mir zu sagen "Ich brauch jetzt erst mal einen Abend für mich", Zeit zum Relaxen, statt mich über meine Grenzen hinaus weiter treiben zu lassen.

Adara

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9

Sonntag, 1. August 2010, 19:44

Ich gehe schnell auch mal an Grenzen, ja. Ich helfe gerne anderen, tue ihnen gerne Gefallen, manchmal auch dann, wenn ich etwas eigentlich gar nicht so gern möchte.

Allerdings lenke ich jetzt früher ein, als ich das vorher getan habe. Wenn ich merke, mir tut das nicht gut, es stresst mich, dann überlege ich, wieso und dann setze ich auch Grenzen. Manchmal vielleicht etwas spät, aber immerhin überhaupt.

Ich stoße nicht gern vor den Kopf und enttäusche nicht gern, aber wieso sollte man etwas tun, was man völlig ablehnt, selbst wenn man vielleicht gar nicht genau weiß, warum man es ablehnt, oder wenn es demjenigen weh tun würde, den Grund zu benennen. Damit tue ich mich manchmal schwer. Allerdings mache ich nichts, was mich belastet.

Dies ist jetzt eher im privaten Rahmen gemeint. Wenn man arbeitet, kann man schlecht alles ablehnen. Ich bin so ein Typ, wenn man mir irgendwas zu tun vor die Nase setzt, dann mach ich das, bis es fertig ist. Ist länger nichts zu tun, such ich mir schnell auch selber was. Allerdings fühlte ich mich dadurch bisher nicht gestresst und ich habe auch festgestellt, dass meine Geduld unheimlich belastbar ist und lange strapazierfähig.

Ich habe nur festgestellt, ich bin immer sehr motiviert was zu tun, selbst wenns nur ein 1 Euro Job ist, selbst, wenn es mir beruflich nichts bringt (zum Beispiel der Job in der Baumschule) ich mach das einfach. Allerdings fühlte ich mich auch selten überfordert. Ich bin schwer aus der Ruhe zu bringen.

Was mich schnell mal stresst ist, wenn man Erwartungen an mich hat, die ich gern erfüllen würde, aber merke ich kann es nicht. Dann bin ich inzwischen schneller darin so etwas klar zu stellen.
Am Grunde der Seele, da lebt mein Verlangen
Mich ganz hinzugeben an mein eig'nes Herz
Durch Liebe geläutert, zur Demut gefunden
Öffne ich mich tiefer für das, was ich wirklich bin

ottilie

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10

Sonntag, 1. August 2010, 20:03

Allerdings fühlte ich mich dadurch bisher nicht gestresst und ich habe auch festgestellt, dass meine Geduld unheimlich belastbar ist und lange strapazierfähig.


Das bin ich zum Glück auch ... aber ich merke, dass es Grenzen hat. Die streif ich grad.

Das WE wollte ich eigentlich nutzen, um Kraft zu tanken. Es kam leider anders ...
Nun versuch ich, die nächste Woche irgendwie durchzuhalten. Ich denk einfach ans Berlin-WE :)
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tiffany

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11

Montag, 2. August 2010, 10:18

Ich konnte es sehr gut, ich ging wirklich oft bis an die Grenze des Machbaren, vrmutlich irgendwie sogar darüber hinaus, solange bis mein Körper mir auf sehr drastische Art ein Signal gab. Nein, es war kein Signal, das überhörte ich vorher geflissentlich, von daher mußte er es mir deutlicher zeigen.
Kein Scherz, es kam zum Burnout, mein Körper rebellierte auf massive Art, ich war in den Beinen fast gelähmt und konnte z.B. nur mit Mühen vom Wohnzimmer aus in die Küche gehen, jeder Schritt war eine Qual.

Wenn man die Körpersprache deuten würde, könnte es geheißen haben "Mädel, mit der Power, mit dem Engagement kannste nicht alle Zeit durchs Leben gehen".
Ich sollte mir die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhls zulegen,
der muss ja auch mit jedem Arsch klar kommen! (unbekannt)

ottilie

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12

Freitag, 6. August 2010, 21:04

Ich bin gerade dabei, meine Woche zu resümieren ...

Bilanz: 60h arbeiten, davon 45 in der Betreuung. 2 zerbrochene Scheiben, einmal Rettungswagen, 2 kurzzeitig flüchtige Kinder, ein Krisengespräch und eine Beendigung der Mitarbeit in der Ferienbetreuung, ein Büroaus- und ein Einzug ... paar kleinere und paar größere Probleme, eine Sommergrippe


Auch wenn das jetzt sehr negativ klingt ... ist es nicht! Ich hab Grenzen erreicht - ich hab es gemeistert!
Ich hab am Dienstag eine schwere Entscheidung getroffen, die mir lange im Magen lag - seitdem geht es mir viel besser! Weil ich konsequent war (und ich stolz auf mich bin), weil es dem Team gut tut und weil es entspannender ist. Daher meine Bilanz letztlich positiv.

Dazu kommt: ein (Betreuungs)Kind "für mich" (würd ich glatt mit nach Hause nehmen die Kleine), ein super Ausflug, ein neues Büro, ein bevorstehendes WE in Berlin ... und viele kleine und größere Freuden ;)
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