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Dienstag, 16. August 2011, 11:14

Dyskalkulie- Hat Jemand Erfahrungen?

Beginnen wir am Anfang.
Die ersten 3 Jahre im Schulalltag meiner Jüngsten verliefen normal. Das Kind war zwar unaufmerksam und ließ sich leicht ablenken, aber die Bewertungen und auch die Noten im dritten schuljahr waren einigermaßen im Rahmen. Wird halt nicht son Überflieger wie ihre Schwester, die reihenweise Einsen nach Hause schleppt und das Abi wahrscheinlich locker hinlegen wird. Eher wie ihr Bruder, der erst spät begriffen hat, dass man in der Schule erstens anwesend und dann auch noch geistig aktiv sein muß um was zu schaffen , dass über eine 4 hinausgeht. Mittlerweile hat er auch so seine Talente entwickelt und ist auf dem Weg zu einem 2 er Durchschnitt.

Letztes Jahr hatte sie einen Autounfall mit Schädelhirntrauma. Ein Teil der Schädeldecke wurde aufgemacht um den Druck zu nehmen. dadurch sind neurologische Schäden aufgetreten wie Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und teile des Sprachzentrums. Diese Probleme haben wir im Griff und es ist heute alles soweit im Rahmen. Zwar zahlen wir immer noch an der Therapie, die die Kasse nur teilweise übernimmt, es sei denn man gibt sich mit dem zufrieden, was an Angeboten übernommen wird. Einige Dinge kosten allerdings extra und der Prozess wegen Schmerzensgeld läuft noch, aber das ist ein anders Thema. Nach 6 Wochen Krankenhaus und 4 Wochen Reha war das ganze wieder hergestellt und wir haben sie erleichtert wieder in die Schule geschickt, was nicht leicht war denn sie mußte den versäumten Stoff nachholen was nur sehr langsam vonstatten ging. Ich war für wiederholen, mein Mann dagegen und da er allein erzeiht war seine Meinung die ausschlagebende.

Seit dieses Unfalls ist sie nicht mehr in der Lage einfache Rechenwege zu verfolgen, verdreht Zahlen und hat Schwierigkeiten bei einfachen Dingen wie einen Tisch für 4 Personen mit 4 Tassen, 4 Tellern, oder gar 4 Mal Besteck zu decken. Es kann noch nicht gklärt werden, ob die Rechernschwäche erst seit dem Unfall entstanden ist, oder schon vorher Gegenstand war, denn ihre Leistungen in Mathematik waren schon immer wechselnd zwischen geht so und schlecht. Eine konstante Leistungskurve kann nicht festgestellt werden . Das regelmäßige EEG ist soweit in Ordnung und weist nur geringe Unregelmäßigkeiten auf.

Nach langwierigen Untersuchungen wurde vor ein paar Wochen eine Dyskalkulie diagnostiziert, damit eine staatl. Förderung beantragt werden kann und nun scheiden sich die Geister. Der Träger will keine Kosten übernehmen, denn wenn das Ganze durch den Unfall verursacht wurde ist die krankenkasse zuständig. die weigert sich aber eine Fördeung zu zahlen. Dass das kind in mathe aus der Bewertung genommen wird, funktioniert nur mit dieser Diagnose, ansonsten hätte sie eine 6 auf dem Zeugnis. Glücklicherweise wurde sie schon auf der Gesamtschule angenommen. Weil eine Lernbehinderten- Schule erstens weit weg ist und von zweifelhaftem Ruf haben wir uns entschlossen es dort zu versuchen in der Hoffnung, dass durch entsprechende Förderung das Problem behoben oder zumindest erleichtert werden kann.
Nur wie kommen wir an eine Förderung die nicht komplett den finaziellen Rahmen sprengt, denn da ist es mit einem eifachen Förderunterricht in der Schule nicht getan.

Hat jemand Erfahrungen in diesem Bereich, oder ein paar Tips, wie wir weitermachen können?

avenZia

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Dienstag, 16. August 2011, 11:27

Eine Bekannte von mir ist Lerntherapeutin im Studium. Sie finanziert sich teilweise damit, dass sie Nachhilfe auf dieser therapeutischen Ebene gibt. Ich würde mal schauen, ob es bei euch in der Nähe eine Uni oder Hochschule gibt auf der Studenten sind die Lerntherapie studieren und würde dann nach Aushängen schauen.

Ich habe selbst auch Dyskalkulie. Damals gab es diese Lerntherapien noch nicht. Ich hatte einen Studenten als Nachhilfelehrer, ein sehr geduldiger Mensch. Er hat mich von Thema zu Thema und von Arbeit zu Arbeit gebracht, mehr als ne 3 oder 4 im Zeugnis lag in Mathe allerdings nie drin. Was solls, ich kann zählen und manchmal auch zusammenzählen, geht halt seeehr langsam alles.

Ansonsten würde ich ggf mit dem Kind auch noch mal einen Hirnspezialisten aufsuchen oder mir einen Rat einholen, man kann nämlich unter Umständen schon sehen ob Hirnsynapsen stillgelegt wurden die man für die Logik braucht. Mit so einem Gutachten kann man der Kasse dann durchaus ein wenig mehr Druck machen. Ebenfalls mit einem Gutachten eines Kinderpsychologen der bestätigt, dass sie darunter leidet nicht mehr so schnell denken zu können wie früher. Lehrer könnten hier ihrerseits etwas dazu schreiben, sie müssen ja einen Unterschied bemerkt haben.
Unterwerfung ist das höchste Maß der Leidenschaft. Geboren aus der Liebe,
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3

Dienstag, 16. August 2011, 11:36

Hallo Dany,

bei welcher Krankenkasse ist sie versichert?

Sollte ein Ablehnungsbescheid für die Kostenübernahme kommen,sofort Widerspruch einlegen.

Der Widerspruch kommt am besten von einem Anwalt.

Ich weiß,das kostet erst mal,aber so sind die Chancen höher das der Kleinen geholfen wird.

Das mit dem verdrehen der Zahlen,oder einen Tisch für 4 einzudecken ist bei dieser Erkrankung völlig normal.

Was für sie jetzt wichtig ist,das ihr heraus findet,ob sie noch andere Defizite hat,sich evtl. von der Umwelt abkapselt,gerne den Kasper spielt,oder gar Aggressiv reagiert.

Ihre Wahrnehmung muß gefördert werden, und auch ihre Sehfähigkeit,sprich ihre Simultanerfassung ist gestört.Sprich sie kann auf einen Blick nicht erkennen wie viele Gabeln,Messer oder Teller da stehen,sie muß erst nachzählen.Das muß von Grund auf wieder erlernt werden.Und zwar in winzig kleinen Schritten und mit der richtigen Erklärung und Deutung,weil sonst blendet sie das erzählte aus und Lernt Leer.Sprich sie macht etwas ohne zu wissen was sie da eigentlich macht.

Mehr kann ich nicht dazu sagen.

Gruß

Chayenne
Ist in Arbeit

4

Dienstag, 16. August 2011, 12:24

@Cayenne und Avenzia
Auf diese Dinge haben wir sie schon geprüft und testen lassen und die Schwächen sind klar erkennbar. Ein Kinderpsychologe und ein Traumatherapeut sitzen schon mit im Boot, ebenso wie die Ärzte in den 2 Krankenhäusern und ihre Grundschullehrerin. Es ist nur noch nicht klar wer die Kosten übernimmt, denn die Gutachten sind nicht stimmig. Ein Anwalt ist sowieso schon eingeschaltet, weil der Prozess gegen den Unfallgegner noch läuft. Widerspruch ist auch schon eingelegt aber bisher zahlen wir hauptsächlich selbst für die Förderung und wissen nicht was noch auf uns zu kommt.

Bei meinem geringen Gehalt ist das eine große Belastung und mein Ex Mann verzichtet auch schon fast auf die Butter auf dem Brot. Warum sich das solange hinzieht ist die große Frage und grenzt schon fast an Unverschämtheit, denn sie hat den Unfall nicht mal selbst verschuldet.

So langsam geht mir dieses Problem an die Substanz und wir fühlen uns im Stich gelassen, als wäre ein Unfall bei dem man fast sein Kind verliert nicht schon schlimm genug. Mir geht die Kraft aus und ich konnte bisher nicht mal mit Jemandem darüber sprechen, außer mit engsten Vertrauten, habe mich zurückgezogen in der ersten Zeit und es daher versäumt früh zu reagieren. Meinem Ex Mann ging es nicht anders, zumal das Verhältnis zwischen uns nicht das beste ist seit der Scheidung. dann mußte ich zwischendrin noch umziehen, weil ich die Wohnung nicht mehr zahlen konnte, glücklicherweise zu meinem Partner, der mich sehr unterstützt.Dazu noch der Job der mich sehr fordert. Jetzt überrennen uns die Probleme, Gutachten und in herrlichem Amtsdeutch verfassten Anträge und Anschreiben regelrecht und wir wissen nicht weiter.

bittersuess

unregistriert

5

Dienstag, 16. August 2011, 13:50

ist jetzt nicht ganz das Thema aber ähnlich.

Das Kind auf das ich früher aufgepasst habe ist mit offenem Rücken geboren, geistig fitt aber Hüft abwärts gelämt.

Jedenfalls gab es auch heftiges Gerangel als die Eltern ihn auf eine normale Grundschule schicken wollten.
Kosten Übernahme für Schultisch usw.

Die Mutter war so taff und hat sich per TV an die Nation gewand, von da an kein Problem.


Ich finde es unverschämt wie die Behörden jede Zuständigkeit von sich weisen!
Als ob man nicht schon genug mitgemacht hätte!!!!!!!!!!!!!!

Adara

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6

Dienstag, 16. August 2011, 17:46

Speziell mit Dyskalkulie habe ich keine Erfahrung, allerdings hatte ich schon einen Klienten, der als Kind einen schweren Autounfall hatte und lange im Koma lag. Er hat kein Kurzzeitgedächtnis mehr, ist motorisch verlangsamt, hat eine Hemiplegie (rechte Seite ist nicht gelähmt, aber motorisch gestört) redet auch sehr langsam, aber geistig behindert ist er nicht.

Und ich kenne noch eine Klientin, die halbseitig gelähmt ist und ihre Sprache verloren hat. Sie versteht, was man sagt, sie erinnert sich auch. Aber sie kann nicht mehr viel sagen und schreiben schon gar nicht. Es kommt eben drauf an, welche Zentren betroffen sind.

Manches kann neu erlernt werden, manches ist weg. Da deine Tochter noch recht jung ist, kann sie Glück haben. Alles, was nach der Zeit kommt, wenn die Hemisphären sich spezialisieren und die Synapsen sich neu ordnen (auch Pubertät genannt) kann zum großen Teil verloren sein. Vorher ist das Gehirn da noch recht flexibel und kann vieles wieder herstellen.
Am Grunde der Seele, da lebt mein Verlangen
Mich ganz hinzugeben an mein eig'nes Herz
Durch Liebe geläutert, zur Demut gefunden
Öffne ich mich tiefer für das, was ich wirklich bin